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Mini-Stück des Theaterkurses 2021: „Belarus – Der Flug in den Selbstverlust“

Anders als den Jahrgängen vor uns, sind unserem Theaterkurs aufgrund der Pandemie einige Hürden auferlegt worden. Nicht nur fand der Unterricht durch die Maskenpflicht mit eingeschränkter mimischer Darstellungsfreiheit statt, sondern auch in räumlicher Distanz von 1,5 Metern zueinander – und schließlich auch mehrere hundert Kilometer, als ein weiterer Lockdown uns auf die virtuelle Bühne verfrachtete. Trotz all dieser Hindernisse, die augenscheinlich Theater, wie es klassischerweise funktioniert, in seinem Schaffensprozess ausbremsen sollten, ließ sich unser Kurs nicht den Wind aus den Segeln nehmen und performte auch in der Online-Konferenz quer durch Emotionen und Worte. Als wir endlich auf die materielle Bühne zurückkehren konnten, bot uns Frau Albrecht schließlich eine Möglichkeit, das normalerweise vorgesehene, aber von Corona gestohlene Theaterstück zumindest in einer Variation doch noch zu erhalten. Innerhalb von drei Unterrichtseinheiten erarbeiteten wir uns auf Basis des Spielauftrags, der den Handlungsrahmen definierte, eine circa fünfzehnminütige Aufführung, die halb improvisatorisch, halb konzipiert gestaltet war. Am 22. Juni durften wir diese abschließend auch vor einem kleinen Publikum vortragen und direkt danach eine kurze Feedbackrunde führen.

Aber: Worum ging es eigentlich in diesem Stück? Ebenso wie vieles an diesem Werk war auch der Titel eine intuitive Entscheidung und stützte sich auf den Hintergrund des Spielauftrages; der erst kürzlich stattgefundene medial exponierte Vorfall um den jungen belarussischen Aktivisten Roman Protasevich, dessen Flugzeug ihn niemals zu seinem Zielort bringen sollte. Noch immer wird er in Belarus festgehalten, wenngleich es wenig bis keine gesicherten Informationen über seinen Zustand gibt. Jedoch Interviews, die im Zusammenhang mit dem Kontext nahelegen, dass die Widerrufung seiner Kritik und sein Versprechen, sich aus der Politik zurückzuziehen und zu kooperieren, nicht freiwillig geschehen sind. Ein sensibler Umgang mit so einem Thema ist enorm wichtig, dennoch wollten wir in unserem Kurs auch aggressiv vorgehen, um die Vehemenz hinter dieser Realität zu verdeutlichen. Daher entschieden wir uns auch, eine Folterszene mit in das Stück aufzunehmen – ein verzerrter Film im Hintergrund der Zivilisten, die nicht wissen können, was von dem, was ihnen die Medien berichten, wahr ist und was nicht. Wir seiltanzten auch mit humorvollen Elementen, um das Stück in allem nicht zu niederschmetternd zu gestalten und im Verlauf der Erarbeitung selbst Distanz zu dem Geschehen zu wahren. Ein schmaler Grat, an dem wir uns das erste Mal in diesem Ausmaß versuchten – sicherlich gibt es vieles, was daran auch kritisch zu betrachten ist und woraus wir im Endeffekt nur lernen können.

Nichtsdestotrotz hatten wir als Kurs eine Menge Spaß an diesem Auftrag und konnten damit auch einen Abschluss erzielen, nun, wo Theater für unseren Jahrgang aus dem Stundenplan verschwindet und in den des nachfolgenden integriert wird.

In diesem Sinne möchten wir dem neuen Kurs alles Gute und viel Freude an all ihren kommenden Projekten im neuen Schuljahr wünschen! Des Weiteren möchten wir uns ganz herzlich bei unserer Lehrerin Frau Albrecht bedanken, ohne die weder dieses kleine Stück möglich gewesen wäre noch die andauernde Freude am Spielen trotz virtueller Bühne. Vielen Dank dafür!

Verfasst von Anna-Maria Buchheim, S3

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